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Nr.0091

An Jenny Guillot

Für Frl. Jenny Guillot.

Lyon, 9. Oktober 1847.

Gnädiges Fräulein!

Ihr Brief hat mich sehr getröstet; ich danke dem lb. Gott, daß er in Ihrer Seele den Frieden und die Liebe zum hl. Willen Gottes gelegt hat.

Seien Sie stets die Tochter Mariens, indem Sie nichts anderes wollen, als Unser Herr will; infolgedessen sollen Sie den göttlichen Heiland in der Krankheit, im Leiden lieben, da er Sie neben sein heiliges Kreuz stellt; legen Sie dann die Frömmigkeitsübungen beiseite, die Sie ermüden könnten, wie die Betrachtung, zu lange mündliche Gebete; bringen Sie selbst das Opfer Ihrer Kommunionen und der hl. Messe am Sonntag: das ist der Wille von Herrn Berlioz. Möge der Wille Gottes vor allem und statt allem geliebt werden: das ist dann die vollkommene Liebe.

Bleiben Sie in Chasselay, bis Sie geheilt sind; aber bleiben Sie dort wie die hl. Jungfrau bleiben würde, in Frieden, in der Einheit mit Jesus.

Mut, meine Tochter, aber Mut des Vertrauens und der Selbstverleugnung in die Hände des himmlischen Vaters und unseres guten Heilandes.

Ich segne Sie, meine Tochter, und bitte Unseren Herrn und Maria, unsere gute Mutter, daß sie Ihre Kraft, Ihr Friede und Ihr Trost seien.

Wir vergessen Sie nicht in unseren armen Gebeten. Grüße an Ihre gute Mutter und Ihre Schwester.

Ihr im Herrn ergebenster

Eymard.

An Fräulein Guillot Jenny,

bei ihrer Frau Mutter in Chasselay (Rhône).


Nr.0092

An Marianne

Lyon, 26. Oktober 1847.

Meine lieben Schwestern!

Ich bin böse auf mich, daß ich Euch so lange auf meinen Brief habe warten lassen; aber Ihr wißt, daß nicht mein Herz daran schuld war, sondern so viele Dinge, die meine Zeit sosehr in Anspruch genommen haben; zudem habe ich einige Reisen unternommen, und die Reisen tun mir gut.

Es war ein beglückender Trost für mich, daß ich mit mehreren Personen von La Mure zusammengetroffen bin; und wenn ich höre, daß es Euch gutgeht, bin ich zufrieden, daß es so ist. Ich weiß wohl, daß die Kreuze nicht fehlen und daß ein Kreuz nach dem anderen kommt; aber Ihr wißt auch, daß der Weg des Gerechten umsäumt ist mit zwei Spalieren: das eine ist die aufgefächerte Gnade längs des gesamten Weges, wie der Bach und das Brot die Kraft der Reise sind; das andere Spalier ist das Kreuz Unseres Herrn, das alle möglichen Formen annehmen kann; aber es bleibt immer das Kreuz; und in dem Grad, wie man voranschreitet, nehmen die Kreuze zu und kreuzigen die Natur immer mehr; aber auch sie sind überragt von einem noch schöneren Diadem: sie kündigen uns die Nähe des Paradieses an, weil es für jene Seelen kein Fegfeuer gibt, die mit Unserem Herrn gekreuzigt worden sind. Daher hoffe ich, meine lb. Schwestern, daß Euer Fegfeuer am Ende Eurer Reise dieses Lebens beendet sein wird; denn nicht jener, der am frühesten stirbt, ist der glücklichste, sondern vielmehr wer als erster ins Paradies gelangt.

Vergessen wir nie, daß der lb. Gott allein die Kraft, der Trost, die Freude und das Glück einer treuen Seele ausmacht.

Ach, arme Schwestern! Gewöhnt Euch daran, die Welt an Euch vorbeiziehen zu sehen, wie die Wassertropfen eines Baches; laßt sie fließen bald murmelnd, bald sich schüttelnd oder zusammenstoßend. Ihr aber, setzt Euch zu Füßen Unseres Herrn nieder; und wenn Euch die Geschöpfe abgehen oder Euch bedrängen, dann sagt der lb. Gott zu Euch: ich genüge euch!

Ich mag diesen Gedanken sehr, weil er freimacht und uns stets in Zufriedenheit läßt. Übrigens sind selbst die vollkommensten Geschöpfe so wenig wert! Sie sind wie Blätter eines Baumes, die beim geringsten Wind herabfallen, um nichts anderes zu werden als ein wenig Schlamm.

Setzt deshalb Euer Vertrauen fest auf Gott! Er ist ein so guter Vater! Und es wird Euch nichts fehlen, weil Ihr immer mit seinem hl. Willen zufrieden seid; man schläft ruhig, wenn man an der Brust der göttlichen Vorsehung ruht; man reist glücklich, wenn man auf den Flügeln dieser liebenswürdigen Vorsehung getragen wird.

Aber sprechen wir ein wenig von etwas anderem. Es geht mir gut, Gott sei Dank! Lyon ist ruhig; vielleicht hat man Euch durch eine alarmierende Nachricht aus Lyon in Aufregung versetzt. Es ging um einen Tumult um das Haus von Fräulein Denis, welches die Polizei besichtigt hat, und dessen Schuldige nun im Gefängnis sitzen. Von der Ferne erschrecken solche Meldungen, aber in der Nähe merkt man kaum etwas, wenn man nicht aufpaßt. Die Gottlosen behaupteten, dieses Haus wäre von Klosterfrauen bewohnt, und die Priester trieben darin Böses, sie würden diese Mädchen mißhandeln, weiß ich was. Daher der Volksauflauf und die Priester, die man Teufel nannte, weil man sagte, daß in diesem Haus ein besessenes Mädchen wohne. Tatsächlich war alles falsch, wie der Staatsanwalt des Königs erlärt hat: dieses Fräulein Denis, welches einige Mädchen beschäftigte, war nichts anderes als eine Bettlerin. Heute lacht man über ihre Dummheit. Wenn man Euch etwas Schwerwiegendes über Lyon erzählt, so glaubt es nicht sofort: ich werde Euch dann darüber berichten.

Ich habe die Oberin der Maristenschwestern in Belley getroffen; dieses Fräulein Moutin wird dort erwartet. Sie möge versuchen, von ihrem Vater ihr Erbteil zu erhalten, wenn möglich gleichviel, wie er ihrer Schwester gegeben hat... dann möge sie schreiben und abreisen; denn wenn sie zu lange wartet, könnte sie ihren Platz verlieren. Ihre Schwester ist bei den Maristenschwestern in Meximieux (Ain) untergebracht; ihr Weg sollte über Lyon vorbeiführen.

Lb. Grüße an unsere Bekannten. Betet für mich, ich denke, es geht sich nicht mehr aus, Euch zu besuchen, aber ich treffe Euch alle Tage bei Gott; in ihm bleibe ich Euer Bruder

Eymard. p.s.m.

P. S. In Kürze werde ich Josef Dumoulin antworten; man meint, er habe das volle Recht auf seiner Seite. Ich werde bald dem guten Herrn Reymond schreiben; wir erwarten den Kardinal, um den Tag der Gelübdeablegung von Frl. Berthilde zu erfahren. Der Herr Pfarrer hat mir ein wenig Wasser von La Salette versprochen; wenn es mir Frl. Reymond brächte, wäre ich sehr froh darüber.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0093

An P. Chavaz, Marist

Lyon, 28. Oktober 1847.

Lieber Mitbruder!

Ich freue mich über diese gute Gelegenheit, daß unsere Patres zu Ihnen kommen. Ich nütze diese Möglichkeit, um Ihnen ein paar Zeilen zu schreiben und Ihnen zuerst einmal für Ihren Brief zu danken; er hat in mir das Glück erneuert, welches ich in Ihrer Mitte empfunden habe; auch mein Herz sehnt sich oft danach, eine Wallfahrt nach Verdelais zu machen.

Da Sie uns Ihre Kasse zur Verfügung stellten, haben wir uns gesagt: es fehlen uns 500 Fr. für unsere Büchersubskription; und unsere einzige Einnahmsquelle bestand darin, das Haus Verdelais für diese Summe einzuspannen; somit werden Sie, lieber Pater, das Verdienst haben, daß das Haus der Theologie und der Studenten in den Vorteil kommt, die Kirchenväter zu studieren. Alle Häuser sind diesem Aufruf großzügig gefolgt.

So schicken Sie sich nun an, Ihre apostolischen Arbeiten zu beginnen; wir, die wir im Lager bleiben, werden für den Erfolg aller Ihrer Missionsarbeiten beten, denn wir sind sehr daran interessiert.

Legen Sie Ihren Missionaren warm ans Herz, in den Übungen der Gesellschaft, vor allem in der Betrachtung und Gewissenserforschung, treu zu sein. Denn ein Missionar, der nicht Sorge trägt, sein innerliches Leben und den religiösen Geist zu nähren und zu stärken, würde sich bald in der Pastoral verbrauchen.

Überdies werden sie während der Intervalle der Missionen, an diesen etlichen Tagen der geistlichen und körperlichen Erholung, die man in der Gesellschaft verbringt, ihre Kräfte und apostolische Gnade neu beleben.

Ich hoffe, Sie sind stets fröhlich und zufrieden, wie ich Sie zurückgelassen habe; Sie wissen ja, wenn das Herz zufrieden ist, bedeutet die Mühe nichts. Halten Sie stets Ihre Seele in dieser heiligen Freiheit, dies ist das Mittel, um alles gut zu vollbringen: andernfalls würden Sie gestreßt und krank. Immer, wenn ich an Sie und Ihre so vielfältigen Beschäftigungen denke, überfällt mich ein Gefühl des Bedauerns; es ist meine Furcht, daß Sie eines Tages zusammenbrechen unter der Last der Aufgaben als Superior, als Pfarrer, als Pilgerbetreuer; wahrlich, das würde drei Leute ausfüllen! Geben Sie daher als Superior Anweisungen, entlasten Sie sich, soviel Sie können, auf Kosten Ihrer Mitbrüder, die im Wallfahrtsdienst arbeiten.-

Dies ist der Rat des Jethro an Moses. Das bringt noch den Vorteil mit sich, daß die Wallfahrtsseelsorge, wenn sie aufgeteilt wird, besser sichergestellt wird, als wenn sie auf einem einzigen Seelsorger lastete. Ich weiß wohl, daß sich das Vertrauen nicht befehlen läßt, das stimmt; aber die Notwendigkeit läßt es anfangen und nachher findet man sich damit ab. Halten Sie sich bezüglich des Beichthörens stets an den Stundenplan, den Sie sich festgelegt haben, sonst werden Sie es nicht schaffen, Sie werden von dem Andrang der Gläubigen überfordert, zudem würde Ihr Herz als Superior und Pfarrer darunter leiden. Ich sehe dies klar, seitdem ich auf dem Kalvarienberg der Verwaltung eingesetzt bin: man muß es verstehen, abzuschalten und sich einzuschließen, manchmal in den Ansprüchen der anderen eine heilige Härte zeigen, andernfalls leben Sie nicht, ja, Sie haben nicht einmal Zeit zum Atmen.

Arme Superioren! Wie sind sie zu bedauern! Alle zerren sie an sich, jeder will sie haben; tun wir wie Unser Herr: e t f u g i t i n m o n t e m i p s e s o l u s - Er zog sich auf dem Berg zurück und blieb dort allein.

Es heißt, Ihre hl. Sklaverei erfreut sich großer Beliebtheit und bewirkt Gutes, umso besser! Aber, lieber Pater, geben Sie acht, man wird Sie als Jesuiten, als Eindringling verschreien! Und als erste gehen Sie die Pfarrer an. Ich weiß, daß Sie vorsichtig sind, aber seien Sie es wirklich, damit der Feind des Guten keinen Angriffspunkt erhält. Niemand ist eifersüchtiger und bereitet mehr Unannehmlichkeiten als die frommen Frauen, sagt man.

Ich höre auf, ich komme mir vor, als plauderte ich mit Ihnen in dieser Einfachheit und Freimütigkeit, die Sie mir versprochen haben; überdies sind wir Brüder.

Auf denn, nur Mut, guter Pater, die hl. Jungfrau, welche so gütig ist, wird Ihnen helfen und Sie stützen.

Beten Sie dort ein bißchen für mich. In Ihrem mütterlichen Herzen verbleibe ich, guter Pater,

herzlichst Ihr ergebener Mitbruder

Eymard

Ass. s.m.


Nr.0094

An Marg. Guillot

November 1847.

Ich sende Ihnen, meine Tochter, Ihre Notizen. Bewahren Sie diese für mich auf. Ich genehmige inzwischen Ihre Wünsche für das Gelübde des zeitlichen Gehorsams, aber für einen Tag auf den anderen.

Ich reise sofort auf den Flügeln der liebenswürdigen Vorsehung ab. Mit ihr hoffe ich, bis an die vier Enden der Erde zu gelangen; sie ist so mild, so sorgsam, fürsorglich und liebenswürdig! Somit ruhen auch Sie sich auf ihr aus.

Ich habe für Sie mit P. Colin gesprochen für den Fall, daß Sie ihn notwendig haben sollten.

Adieu in Gott, in Jesus, in Maria und dem hl. Josef; und wenn ich vor Ihnen in den Himmel komme, werde ich Ihnen dort einen Platz reservieren.

Mittwoch.

/P. Troussier schreibt: "(10.)"; aber das Archiv der Dienerinnen hat das Datum: 8./


Nr.0095

An Jenny Guillot

Lyon, 8. November 1847.

Ich möchte Ihnen, meine teure Tochter, mit ein paar Zeilen antworten, bevor ich nach Saint-Etienne abreise, wo ich eine Woche lang verbleiben werde. Ihr Brief hat mir große Freude bereitet, weil ich daraus ersehe, daß Sie arbeiten, den inneren Frieden durch das unfehlbare Mittel der Übereinstimmung Ihres Willens mit jenem Unseres Herrn zu erlangen; alles, was Ihnen begegnet, als eine Gnade dieses guten Meisters anzusehen. Und im Grunde ist es wirklich das Entscheidende. Und dann ist es gleichgültig, ob wir Unserem Herrn gefallen durch die Krankheit oder die Gesundheit, durch einen Zustand der Stumpfheit oder der Begeisterung, der Unterwerfung oder der frommen Übungen, wenn er nur mit dem, was wir tun, zufrieden ist. Mit diesen Prinzipien ist man mit allem und überall zufrieden, weil man nur will und tut, was Gott will. Versuchen Sie indessen alles zu tun, was Sie können, um sich auszuheilen; und dafür sollen Sie alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen ergreifen; führen Sie nur jene Frömmigkeitsübungen aus, die sich mit Ihren Kräften vereinbaren lassen. Wenn Sie Ihre Kommunionen nicht ermüden, nun gut, dann kommunizieren Sie, aber in Ruhe und Selbstüberlassung.

Sie brauchen nicht alle acht Tage zu beichten, alle zwei Wochen genügt. Wenn Sie etwas müde sind oder der Lärm und das Zusammenströmen der Leute Ihnen auf die Nerven geht, können Sie von der Vesper fernbleiben; Sie ersetzen die Vesper durch einen kurzen Besuch beim Hlst. Sakrament, wenn Sie dazu imstande sind.

Viel Mut, meine Tochter, seien Sie glücklich über die Liebe Unseres Herrn zu Ihnen.

Lb. Grüße für Ihre gute Mutter! Allzeit verbleibe ich in Jesus und Maria Ihr ergebenster

Eymard.

An Fräulein Jenny Guillot,

bei ihrer Frau Mutter, Place de la Fontaine

in Chasselay (Rhône).


Nr.0096

An Marianne

Lyon, 8. November 1847.

Meine lieben Schwestern!

Ich bedanke mich bei Euch für alles, was Ihr mir in Eurer Güte hergeschickt habt. Ich weiß, wie gut Ihr zu mir seid und ich kann es Euch nur mit meinen armen Gebeten zurückerstatten; daher bete ich ohne Unterlaß für Euch, damit Euch der lb. Gott am Hundertfachen seiner Kinder teilnehmen lasse. Ich habe alles erhalten: das Wasser von La Salette, die 2 Paar Strümpfe, mein Buch.

Gerade habe ich erfahren, daß Herr Rabilloux Pfarrer in der Nähe von Bourgoin ist. Will's Gott, daß er dort glücklicher ist als in La Mure. Ich rate Euch davon ab, Euch an Herrn Pillon zu wenden, haltet Euch an den Herrn Pfarrer.

Als gute Schwestern des Drittordens könntet Ihr folgendes tun, um das, was Euch fehlt, zu ersetzen: Ihr schreibt mir von Zeit zu Zeit über Eure Seelenleitung, über Eure Gewissensprobleme, über Eure Frömmigkeitsübungen, über Euer Gebetsleben, u. zw. jede von Euch auf einer eigenen Seite, und ich werde versuchen, nach meinen Möglichkeiten darauf zu antworten.

Ich hoffe, daß es Herr Pillon in La Mure schaffen wird, wenn er zu Hause bleibt, sehr diskret und vor allem ernsthaft und bescheiden ist. Er ist ein sehr frommer Mann; um dort ruhig zu leben, muß man zu Hause bleiben. Deshalb habt Ihr die richtige Entscheidung getroffen.

Lb. Grüße an die gute und vortreffliche Familie Fayolle, vor allem an unsere Tertiarschwester.

Euer im Herrn ganz ergebener Bruder

Eymard.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0097

An Marg. Guillot

Sonntag, Jänner 1848.

Alle Ihre Kreuze sind mit Ablässen ausgestattet, mit den Bedingungen, die Sie in meinem Dokument lesen können.

Ich habe den Brief von Frl. L. gelesen. Dieses Fräulein verwechselt mich mit dem, was es von mir glaubt. Es ist wirklich demütigend, für jemand gehalten zu werden, der man sein müßte, bevor man es ist, und als Antwort nur die innere Verdemütigung hat.

Es scheint mir, daß es keinen eigenen Verein für das Werk der Paramente geben sollte. Ich hätte lieber persönliche Sammlungen. Ich habe darüber mit Frl. v. Revel gesprochen; ich werde Ihnen durch sie Geld zukommen lassen.

Ich reise um 11.30 Uhr mit Bischof von Amata ab. Beten Sie für uns.

Seien Sie alle recht vereinigt in Jesus, Maria und Josef. Und Sie vor allem, lassen Sie die Winde und Stürme in Ihnen heulen. Durch das Wirbeln in sich selbst reinigt sich das Feuer und schmilzt und reinigt das Gold.

Bemühen Sie sich um einen guten Kommunionempfang trotz der Schrecken des Teufels.

.......................................................

Ich segne Sie,

Eymard.


Nr.0098

An Marianne

Lyon, 4, Jänner 1848.

Meine lieben Schwestern!

Es ist wohl gerechtfertigt, daß ich an Euch meinen ersten Brief dieses Jahres beginne. Ich wollte Euch am Neujahrstag schreiben, aber es war unmöglich. Ich habe Euch am hl. Altar ein gutes Jahr gewünscht, Euch dort Unserem Herrn empfohlen und ihm Eure Anliegen und Wünsche unterbreitet; so betete ich als Euer Patenkind, Euer Bruder, Euer Priester und Ordensmann; unter diesen vier Titeln habe ich für Euch um vier Gnaden gebeten:

  1. Er möge Euch alles Gutes vergelten, was Ihr mir erwiesen habt.
  2. Mögen wir stets in der Liebe Unseres Herrn, unseres Vaters vereint sein.
  3. Möget Ihr stets würdige Bräute Jesu bleiben, die seiner Liebe geweiht sind und seinem Kreuz, das ihre Liebe beweist.
  4. Möget Ihr gute Tertiarinnen Mariens sein, die das einfache und verborgene Leben wie Maria lieben und Gott in Einfachheit und frommer Bescheidenheit Gott dienen, indem Ihr Euch vor allem in der Übereinstimmung mit dem Willen Gottes einübt, in allem und über alles; indem Ihr alle Tage über den hl. Josef die Gabe des innerlichen Gebetes erbittet; es ist die Gabe, welche alle anderen Gaben erfleht.

Das, meine guten Schwestern, sind meine Wünsche; sie sind schön, nicht wahr? Was die Wünsche für die Zeit betrifft, so überlasse ich Euch der göttlichen Vorsehung; sie ist Eure Mutter und Eure Beschützerin; seid versichert, daß unser göttlicher Meister Euch nicht im Stich lassen wird.

Ich trage Euch beiden auf, auf Eure schwache Gesundheit zu achten, indem Ihr nichts anderes tut, als was Ihr zu tun imstande seid, aber dem lb. Gott fleißig dient.

Hier gibt es nichts Neues außer die große Armut, die man fühlt, denn mit dem Handel geht es schlecht; und das ist nicht verwunderlich: die Menschen sind so schlecht und haben einen so schwachen Glauben!

So bleibt, meine lb. Schwestern, in Eurem Winkel und gewinnt dort den Himmel. Diese großen Städte sind wirklich wie ein verdorbenes Babylon.

Ich habe mehrmals diese Dame Robert getroffen; sie wurde mir von Herrn Faure empfohlen; hütet Euch, diese arme und boshafte Person mit ihrer elenden Tochter zu empfangen: durch ihr Geschwätz usw. wird ihnen in Lyon keine Tür mehr geöffnet.

Dieser gute Herr Faure sollte keine derartigen Leute empfehlen. Ich halte die Mutter für geisteskrank und die Tochter für scheinheilig, ohne jedoch dessen ganz sicher zu sein. Aber sie erweckt in mir den Eindruck eines armen Geschöpfes.

Ich habe vergessen, Euch zu sagen, daß ich für Euch die Mitternachtsmesse gefeiert habe. Ihr denkt mit Recht, daß ich Euch ganz nahe an die göttliche Krippe gestellt habe.

Betet stets für mich, ich bete mehr für Euch als für mich. Es geht mir gut.

Ganz Euer

Eymard, p. s. m.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0099

An Marianne

Lyon, 27. Jänner 1848.

Meine guten Schwestern!

Euer Brief hat mir Kummer bereitet, weil ich von Euren Sorgen gehört habe; und ich verstehe, daß sich niemand in Eure Familienangelegenheiten einzumischen hat und ihr niemandem Rechenschaft darüber ablegen müßt, was Ihr besitzt und was Ihr tut. Bleibt daher ruhig und tut so, wie Ihr bisher getan habt, wie der hl. Franz v. Sales so schön sagt: "Man muß immer gut handeln und reden lassen."

Ihr werdet niemals fromme Zungen zügeln, vor allem dann nicht, wenn ein Schein von Vernunft ihre eifrigen Worte zu bestätigen scheint. Was wollt Ihr tun? Tun wie Unser Herr: Schweigen bewahren, aber ein Schweigen in Frieden und Nächstenliebe, denn ich glaube, daß diese armen Menschen, die Euch Ärger bereiten, nur an die Armseligkeiten der anderen denken und nur ihr Herz befragen; sie kontrollieren ihre etwas lebhaften Worte nicht. Daher sollt Ihr Euch nicht allzuviel darüber grämen, was der der Herr P. (Pfarrer, A.d.Ü.) sagt; auch er ist ein Mensch, beeinflußbar wie die anderen. Wenn man ihm gesagt hat, Ihr wäret sehr reich..., so verstehe ich das; aber leider, der arme Pfarrer weiß nicht alles.

Seht Ihr, meine Schwestern, das ist immer mein Rat: beichtet einfach; fragt man Euch etwas über die Seelenleitung, so antwortet mit Dankbarkeit. Begnügt sich der Priester, Eure Sünden anzuhören, auch gut! Der lb. Gott wird Euch selbst zu rechten Zeit erleuchten, seid aber darüber nicht trostlos. Schließlich seid Ihr das, was Ihr vor Gott seid, und Gott ist ein guter Vater.

Paßt gut auf Euch auf: Ihr arbeitet zuviel. Laßt Euch mehr Zeit.

Betet für mich, ich bete für Euch.

Euer Bruder

Eymard.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, La Mure (Isère).


Nr.0100

An Frau Gourd

Lyon, 28. Jänner 1848.

Gnädige Frau!

Ich habe schon begonnen, mich bei Unserem Herrn zu beklagen, ich war beunruhigt; endlich hat mich Ihr Schreiben getröstet. Indessen gebe ich Ihnen recht, weil ich sehe, daß Sie das verwirklichen, was Sie mir als Ihre einzuhaltende Regel erklärt haben: der heilige Wille Gottes vor allem, über allem, in allem und in allen.

Oh! Wie wohl fühlt man sich überall mit dieser göttlichen Regel der liebenswürdigen Vorsehung! Man fühlt sich wie ein Kind in den Armen seiner Mutter. Seien wir wirklich Kinder in den Armen Gottes; manchmal trägt uns seine Gnade; in solchen Zeiten reist man glücklich; andere Male begnügt er sich, uns seine Hand zu geben; jetzt muß man selber gehen, aber die Mühe in Begleitung Jesu bedeutet nichts. Oft läßt er uns alleine gehen, im Schlamm, mitten in der Wüste; in diesen Fällen rufen wir diesen guten Meister: er ließ es absichtlich geschehen, um uns zu belehren, daß wir alleine nichts vermögen. Es scheint, daß Sie dieser gute Vater manchmal Ihre Schwachheit ausprobieren läßt und Sie mit dem Finger Ihre Armseligkeit berühren läßt; nun gut! Preisen Sie ihn sogar für diese Gnade, die seine Liebe zu Ihnen noch mehr hervortreten läßt! O ja, seien Sie dessen sicher, meine arme Tochter, der lb. Gott liebt Sie sehr und ganz unentgeltlich; das ist es, was Ihnen Zuversicht geben muß; vor allem will er, daß Sie sich wohl merken: alles, was Sie tun, hat in seinen Augen nur insofern einen Wert, als Sie dabei Ihrem Willen entsagen, um seinen Willen zu erfüllen. Und ich danke diesem guten Meister, daß er sich mit väterlicher Sorge um Ihre Seele und Ihr Leben kümmert. Daher glauben Sie mir: keine beunruhigenden Pläne für die Zukunft! Kein Verlangen nach einem freieren Leben, nicht einmal, um in aller Gelassenheit das Schweigen, die äußere Sammlung, sogar das Gebet zu üben. Überlassen Sie, meine Tochter, Unserem Herrn die Sorge, Ihre äußere Lebensform nach seinem Wohlgefallen zu wählen; betrachten Sie alle persönlichen Ereignisse so, daß sie von seinem Vaterherzen kommen; und erinnern Sie sich, daß die vollkommene Gottesliebe Gott in Gott liebt; daß sie auf dem kürzesten Weg, dem Weg der Hingabe an den heiligen Willen des Augenblicks zu Gott schreitet.

Ach! Wieviel kostet es doch Ihrem Herzen, diesem I c h abzusterben, um allein aus Gott zu leben! Um uns absterben zu helfen, bringt Gott Himmel und Erde durcheinander, er läßt um uns herum alle menschlichen Schwachheiten, die Zerstreuungen, die Trockenheiten, die Trostlosigkeiten und die innere Gereiztheit auftauchen, um uns von uns selbst loszulösen; er läßt die Geschöpfe mit ihren Mängeln, ihren Leidenschaften, ihren Forderungen und Zudringlichkeiten kommen, um uns in der Milde und Geduld zu üben; um uns zu sagen, daß das Zentrum des Friedens nur in Gott ist. Sehen Sie: der liebe Gott ist sehr widerwärtig; wenn wir beten möchten, läßt er uns an Dingen arbeiten, die wir nicht mögen; wenn wir allein sein möchten, müssen wir in einer unangenehmen, weltlichen Gesellschaft leben. Ach, sagen wir ihm so recht: "Mein Gott, mein liebenswürdiger Vater, dein heiliger Wille ersetzt mir alles, und ich will dich in allem preisen."

Aber ich gebe es zu: würden wir nicht sorgsam das innerliche Leben nähren und erhalten, wären wir bald erschöpft, schwach und wankend. Die Vegetation der Natur bedarf der Nacht, der Mensch bedarf des Schlafes; schlafen Sie oft auf dem Herzen des lb. Jesus wie der heilige Johannes. Oh! Wieviel Dinge lernt man während dieses milden Schlafes des inneren Schweigens der Seele in Jesus! Man erwacht mutig.

Aber Sie erwidern: ich bin sehr zerstreut, ich kann mich nicht mehr zurechtfinden, die Arbeit bringt mich stets von mir ab!

Ich will glauben, daß dies alles stimmt. Was tun? Nichts.

Ganz sanft Ihre Vorstellungswelt, Ihre Aktivität des Geistes und Ihre Gereiztheit des Herzens verraten und eines nach dem anderen Unserem Herrn ausliefern; sie einfangen in den Netzen seines heiligen Willens; dann wird dies ohne Gewalt, ohne Lärm, ohne Bewegtheit geschehen; so wie man vorgeht, wenn man Fische fangen will: dann wird der wunderbare Fischfang geschehen. Ahmen Sie, meine gute Tochter, den Engel Raphael in Ihren Beziehungen zum Nächsten nach; - schauen Sie: der Engel verläßt den Himmel, seinen Ehrenplatz vor dem Throne Gottes, und kommt auf diese armselige Welt herab; er nimmt eine arme, demütige und dienstfertige Lebensform beim jungen Tobias an; er dient ihm wie seinem Meister; er scheint es in nichts eilig zu haben; er tut alles mit Ruhe und Freiheit des Herzens. Und wozu dies alles? Gott will es; zu diesem Zweck hat ihn Gott geschickt. Und der Engel ist mit seiner Botschaft glücklicher, als er es im Himmel mit seinem Willen wäre (wenn es möglich wäre). Aber beachten Sie, daß er sich, obwohl er ganz als Mensch lebte, immer mit seiner unsichtbaren und göttlichen Nahrung nährte: er nährte sich mit der Schau Gottes, mit der Erfüllung seines heiligen Willens; und das läßt ihn den Himmel auf Erden finden; ich überlasse Ihnen die Anwendung.

Soviel zur Seele. Erlauben Sie mir Ihnen zu sagen, auch den Körper zu pflegen.

Ich befürchte sehr, daß Sie sich nicht schonen. Die Klugheit muß alle Tugenden schmackhaft machen. Was mich betrifft, so danke ich Ihnen; es geht mir im Verhältnis zu dem, was ich leiste, gut; aber ich hätte es sehr nötig, das zu tun, was ich Ihnen schreibe: meine arme Seele leidet ebenfalls an einem so äußerlichen und aktiven Leben. Ach, beten Sie innig für meine Armseligkeit; Sie wissen gut, daß die Lieferanten oft nichts für sich behalten und auf das Almosen angewiesen sind.

Ich denke, daß man Sie über die Krankheit Ihrer armen Mutter in Kenntnis gesetzt hat; das hat mich sehr betrübt, vor allem weil ich Sie weit weg von ihr weiß. Sofort ließ ich für sie und Ihren Gatten beten; Dienstag und Mittwoch, den Tagen der Versammlungen, habe ich sie dem Dritten Orden empfohlen. Alle halten eine Novene für den Leib und die Seele; und ich halte ebenfalls eine Messennovene zu Ehren der hl. Jungfrau und des hl. Josef nach Ihrer Meinung. O glückliche Krankheit, wenn das Heil deren Frucht wäre! Wie ich mir das also wünsche! Verlieren wir nicht den Mut, Jesus hat alles getan, um eine Seele zu retten.

Frau Nicod ist noch immer sehr schwach und sehr krank; sie kann daran sterben; denn es sind nun fast 40 Tage, seidem sie fast nichts zu sich nimmt: es handelt sich um ein Typhusfieber, aber sie ist sehr ergeben; sie macht sich jedoch Sorgen um ihre Kinder.

Was ist doch das Leben! Oh, wann werden wir im Himmel sein!

Nun denn, so schließe ich, der Brief ist zu lang geworden, aber er soll Ihnen beweisen, daß ich darauf Wert lege, Ihnen einen ebensolangen Brief zurückzuschreiben, wie Sie es mir getan haben, um Ihnen Mut zu machen.

Ich bin Ihnen ganz im göttlichen Herzen Jesu ergeben, wo ich Sie lasse und finde.

Eymard.

P.S. - Wir haben Nachrichten aus Ozeanien bekommen, und wir haben einen neuen Märtyer; es ist Bruder Blasius. Vor seinem Tod tröstete man ihn. Er aber sagte: "Warum seid Ihr betrübt? Wir tauschen doch nur dieses Leben gegen ein besseres aus." Als ein Protestant seine Ruhe und Freude sah, die auf seinem sterbenden Gesicht aufleuchtete, rief er laut: "Das ist die wahre Religion!" Und er wurde Katholik. Alle Missionare von Neu-Kaledonien liefen Gefahr, zusammen mit einem Bischof gemartert zu werden. Nur wie durch ein Wunder sind sie noch am Leben; sie sind gezwungen worden, diese Insel zu verlassen. Beten Sie.

An Frau Gourd

in Nizza.

Eingeschrieben für die Schwester Oberin der Heimsuchung, um eigenhändig übergeben zu werden.


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