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Index Briefe Bd. 1 / Index Französisch / Index Eymard


An Marianne

Nr.0041

Belley, 22. Oktober 1843.

Meine liebsten Schwestern!

Ich danke Euch für Euren lb. Brief. Mein Herz hätte Euch sofort schreiben wollen, aber alle meine Aufgaben haben mir nicht die Zeit dazu gegeben, weil ich es nicht in Hast, sondern mit ausgeruhtem Kopf tun wollte.

Die Nachricht von der Erkrankung Nanettes hat mich sehr betrübt; da sie oft zu leiden hat, muß sie sich mehr schonen. Ich wünsche sehr innig, daß sich Euer Zustand bessert und daß Ihr weniger Kummer und Prüfungen zu ertragen habt. Da ich Euren Eifer bei der Arbeit kenne, so stelle ich mir vor, daß Ihr stets über Eure Kräfte arbeitet; auch wenn ihr einen angemessenen Kaufpreis für das Haus findet, so legt das Kapital gut an, dann werdet Ihr unbeschwerter leben können.

Was Ihr mir berichtet, würde mich sehr schmerzen, wenn Ihr nicht hinzugefügt hättet, Ihr hättet es nicht geglaubt, daß ich mitleiden würde, wenn ich Euch im Elend sehe, und einen Teil des Kapitals vom Haus verlangen würde. Überdies wißt Ihr, was ich Euch während der Ferien diesbezüglich gesagt habe; mein Wort soll Euch und Nanette genügen. Ich bin nur über eine Sache aufgebracht, daß ich nämlich, wenn ich in La Mure bin, nicht jene Personen kenne, die mich so beurteilen; meine Antwort wäre klar. Das schreibt man dem guten Herzen zu; ich aber sehe die Sache anders: es ist eine Schmähung, eine ganz gemeine Beleidigung. Ihr hättet mir einen Gefallen erwiesen, wenn Ihr mir das verschwiegen und diesen Kummer erspart hättet, weil mich dies vor vermessenem Urteilen bewahrt hätte. Darüber möge künftig nicht mehr die Rede sein. Wenn ich Euch nicht gern hätte, würde ich Euch nicht mit solchem Vergnügen besuchen; Ihr denkt doch, daß ich nicht wegen der Gegend oder der Bekannten, sondern allein Euretwillen nach La Mure komme.

Es hat den Anschein, daß der Kauf des Gartens von Herrn Didier stattfinden wird; man hat mir davon geschrieben.

6.000 Franken für das Haus, das wäre nicht genug, es muß eine höhere Summe verlangt werden.

Rechnen wir fest mit der Vorsehung, die jene behütet, die ihr vertrauen.

Ihr aber, meine teuren Schwesern, sollt immer für den Himmel arbeiten. Liebt recht Unseren Herrn im Hl. Sakrament. Besucht ihn oft, gebt Euch ganz der Liebe und dem inneren Leben der hlst. Jungfrau hin.

Wir müssen jeden Tag den Himmel mit einigen Opfern erkaufen.

Ich verbleibe vereinigt in der Liebe zu Unserem Herrn und im Gebet

Euer Bruder

J. Eymard.

P.S.- August ist wohlauf.

An Fräulein Marianne Eymard.

du Breuil-Straße in La Mure (Isère).


An Abbé Bramerel

Nr.0042

Belley 26. Dezember 1843.

Lieber Freund!

Schon seit langem wünschte ich mir einen guten kleinen Augenblick, um auf soviele Freundschaftsbezeugungen von Ihrer Seite zu antworten. So kommt unter den zahlreichen Briefen, die ich zu erledigen habe, der Ihrige zuerst dran.

Ihre zwei Schreiben haben mir eine empfundene Freude bereitet. Ich habe sie mir erwartet, denn ich kenne Ihr Herz. Aber Sie können mir mit Recht vorhalten, daß ich Sie so lange habe warten lassen; aber wenn auch ein wenig Trägheit im Spiel war, so habe ich Sie doch nie vergessen. Alle Tage sagte ich mir: Auf! Heute muß ich meine Schuld begleichen!

Was soll ich Ihnen Schönes erzählen? So sind Sie nun in Ihrem Abendmahlssaal, glücklich, zufrieden und eingerichtet; ganz recht so. Wenn man mit seiner Lebenslage zufrieden ist, hat man das Paradies auf Erden.

Ich kann mir gut vorstellen, daß von Zeit zu Zeit die eine oder andere Wolke über Ihrem Kopf vorüberzieht; aber sie vergehen rasch. Nur muß man die Geduld aufbringen, auf die Sonne der Gerechtigkeit zu warten, denn das Leben des Menschen ist nur ein Leben des Vorübergangs, der Prüfungen und Veränderungen. Und jener Mensch ist am glücklichsten, der seine Tugend über die Gewitter stellt, die nur unter seinen Füßen losbrechen.

Sie vermissen die Kongregation, und auch wir vermissen Sie! Ihr Austritt hat eine große Leere zurückgelassen; Ihre Erinnerung ist hier jedoch stets lebendig geblieben. Es ist schön und rührend, wenn wir am Sonntag und Donnerstag für unsere abwesenden Brüder beten. Und jeder nennt dabei die Seinen und weiht sie der guten Mutter. Ich vernehme mit empfundener Gegnugtuung, daß Sie alle diese milde Jungfrau lieben und oft über Sie sprechen. Fahren Sie damit fort, lb. Freunde, sie schaut Sie an und lächelt zu Ihren Wünschen ihr zu Ehren.

Hier tun wir alles, was wir können, aber nicht alles, was wir ihm schulden. Die Kongregation zählt etwa 50 Mitglieder und macht einen guten Eindruck.

Hier gibt es nichts Neues; alle arbeiten fleißig, und alle sind wohlauf.

Vergessen Sie uns nicht, besonders mich. Und ein anderesmal werde ich nicht so spät dran sein! Ich danke Ihnen für Ihre Gabe von 5 Francs für die Kongregation. Aber man hat mir berichtet, daß Sie sich einschreiben ließen und man wollte mir daher nichts geben; Sie müßten mir mitteilen, ob Sie bereits mit den Unterrichtsstunden begonnen haben.

Ich umarme Sie aus ganzem Herzen.

In Maria Ihr ergebenster

J.Eymard.

P.S.- Herzliche Grüße und Gedenken an alle unsere braven Eremiten, die schweigsam sind wie Johannes von ... und für die Welt gestorben sind.Immerhin haben mir die Herren Delacourt, Tournier und Bernardy ein Lebenszeichen gegeben; bitte richten Sie ihnen meinen Dank aus.

An Herrn Abbé Bramerel,

im I. Kurs am Großen Seminar von Brou,

in Bourg (Ain).


An Marianne

Nr.0043

J. M. J.

Belley, 13. Jänner 1844.

Meine lieben Schwestern!

Ich danke Euch für Euren lb. Brief, er hat mich wirklich getröstet, denn das Warten darauf begann mir lang zu werden; ich wollte Euch gerade schreiben, als ich Euren Brief bekommen habe. Auch ich wünsche Euch ein gutes Jahr! Ach, meine Schwestern, hätte Unser Herr nicht ein armes und leiderfülltes Leben geführt, hätte er seinen Kindern nicht sein Kreuz als Erbe hinterlassen, würde ich Euch das Glück dieser Welt wünschen. Aber ich kann für Euch nur beten um die Geduld, die Liebe zum gekreuzigten Jesus Christus, die Freude der Seele, die mit Eifer ihrem Herrn dient, die Hoffnung, die mit Sehnsucht zum schönen Himmel der Auserwählten aufblickt und ihn mit ganzer Seele herbeiruft. Das ist mein Wunsch; es ist jener, den Ihr von mir erwartet und den Ihr liebt.

Machen wir uns auf, meine guten Schwestern, steuern wir das Paradies an, betrachten wir das Leben als den Schmelztiegel, wo das Gold gereinigt wird, als mühevollen, aber himmlischen Weg, der zur hl. Jungfrau, zu Unserem Herrn führt, der uns die Hände entgegenstreckt und uns zuruft: noch kurze Zeit, und ich werde Eure Belohnung sein.

Ihr wißt vielleicht, daß Rosa, die Haushälterin des Herrn Pfarrers von Chatte, am Weihnachtstag verstorben ist. Betet für sie, ich schulde ihr große Dankbarkeit.

Der Tod von Pater Darier hat mich schrecklich betrübt, aber sein heiliges Leben läßt mich sein Los beneiden, denn er ist ein Heiliger. Tröstet diese gute Familie in meinem Namen.

Von mir erwähne ich nichts, außer daß es mir gutgeht und daß ich ein großes Verlangen habe, ein Heiliger zu werden, um andere zur Heiligkeit zu führen und so die Ehre Gottes zu verbreiten.

Überbringt in meinem Namen die Neujahrswünsche der guten Mutter Cros, Frau Dumoulins und der vortrefflichen Familie Fayolle.

Euer Bruder

J. Eymard.

An Fräulein Marianne Eymard,

du Breuil-Straße, in La Mure (Isère).

An Marianne

Nr.0044

Belley, 4. Juni 1844.

Meine liebsten Schwestern!

Schon seit langer Zeit will ich Euch schreiben, ich glaubte schon, daß Ihr mir zuvorkommt, aber ich bin doch zuerst an der Reihe. Und ich erfülle diese brüderliche Pflicht stets mit Freude, aber Ihr wißt, daß ich etwas schreibfaul bin.

Es geht mir gut, wir arbeiten alle soviel wir können; das Leben ist so kurz und der Himmel so würdig, daß er mit allen nur möglichen Mitteln erkauft wird. Ich danke oft Unserem Herrn, daß er mir die Gnade verliehen hat, unter Jugendlichen und Kindern seelsorglich zu wirken. Es ist dies die verdienstvollste und trostreichste Arbeit. Man bereitet Priester für die Kirche vor und kümmert sich um Kinder mit dem ganzen Einsatz einer Mutter.

Wir müssen fest beten, daß der lb. Gott meine Anstrengungen segne. Ihr seid daran interessiert, da wir derselben Gesellschaft angehören.

August ist wohlauf und brav, wir sind nach wie vor mit ihm zufrieden.

Ich komme von einem Besuch des Bischofs von Gap, Msgr. Dépery, Kanoniker von Belley. Sicherlich wird Gap mit dieser Wahl zufrieden sein. Er liebt die hl. Jungfrau.

Schreibt mir und gebt mir reichliche Nachrichten. Die Zeit dauert mir lange, bis ich von Euch wieder Nachrichten erhalte. Da ich nur Euch auf Erden habe, ist es gerechtfertigt, daß ich an eine Schwester denke, die mich mehr liebt, als ich es verdiene, und an Nanette, die ich mein Dienstmädchen und gleichsam meine Amme nenne. Somit könnt Ihr versichert sein, daß mein Gebet, wenn es irgendeinen Wert hat in den Augen Gottes, Ihr davon einen großen Anteil habt.

Ich bleibe in der Liebe Jesu und Mariens

Euer Bruder

J. Eymard.

B. S. Meine herzlichen Grüße an Herrn Rabilloux und Herrn Verdun, ohne die gute Fa

B. milie Fayolle und die Mutter Cros zu vergessen.

An Fräulein Eymard,

in La Mure.

(Eilbrief)

An Herrn Anton Mayet

Nr.0045

Belley, 5. Juni 1844.

Lieber Freund!

Danke für Ihren lb. und freundlichen Brief. Ich habe ihn bei so vielen Erledigungen für später erwartet, aber Ihre Freundschaft hat mir den Vorrang gegeben; darauf bin ich stolz und ich erwidere Ihnen meine Hochschätzung, denn Sie kennen meine Verbundenheit mit Ihnen. Auch hat mir diese Nachricht eine große Freude bereitet und vor allem eine solch glückliche Lösung! Gott segne Sie immerdar!

Immer, wenn ich an jenes Gebot denke: "Du sollst Vater und Mutter ehren, damit du lange lebst", führt mich mein Gedanken nach St. Klara, Nr. 4, und ich sage mir: dort wird man in dieser Welt lange und glücklich leben; - sie verdient es, sie haben es sich erarbeitet; ich habe niemals eine Familie gesehen, wo man sich liebt und sich derart füreinander einsetzt. Dies hat meine Wertschätzung in Gang gebracht. Der Rest wird in der anderen Welt Glück bedeuten, ich nehme es schlußfolgernd an, weil man die Heiligen erst nach ihrem Tode preist.

Ich habe die hl. Messe für Sie am fixierten Tag dargebracht. Gebe es der Himmel, daß diese Messe alle Segnungen auf Sie herabfließen lasse. Sobald Sie mit dem guten Bruder zusammenkommen, umarmen Sie ihn für mich. Wieviel hat es mich gekostet, ihn abreisen zu sehen. Ich habe mich noch nicht daran gewöhnt. Ich bin gezwungen, diesen Gedanken zu verscheuchen; er macht mich traurig. Fragen Sie ihn bitte, ob er sein Paket erhalten hat.

Adieu, mein lb. Freund, meine aufrichtigen Wünsche für die ganze Familie.

Ihr ergebenster

Eymard.

P.S. Thouin ist wohlauf.

Adresse:

An Herrn Mayet, Spediteur

Firma Hemmerling und Mayet

L y o n.

An Abbé Bramerel

Nr.0046

Belley, 7. Juli 1844.

Lieber Freund!

Ihre lb. Briefe rufen in mir stets eine lebhafte Freude hervor. Ich finde in Ihnen stets diese Einfachheit, diese Offenheit und dieses großmütige Herz vor, das Gott so gern hat. Ich bete recht zu ihm, daß er Sie in dieser guten Einstellung bewahre.

So stehen Sie nun bereit, den ersten Schritt in der apostolischen Laufbahn zu tun: tun Sie ihn, mein Lieber, wie ein Riese a s u m m o c o e l o. Man verliert nichts, wenn man sich Gott weiht und alles verläßt, um ihm nachzufolgen. Und zudem: was verlassen wir schon so Großes für ihn? Verdruß und Unannehmlichkeiten; eine egoistische, gott- und glaubenslose Welt; eine Eitelkeit, die nichts Wirkliches außer Gewissensbisse und Plagen eines untreuen Gewissens enthält. - Nein, nein: was wir für Unseren Herrn verlassen, lasse in uns kein Bedauern aufkommen. Wenn wir etwas bedauern müßten, dann die Tatsache, daß wir für die Liebe Jesu Christi so wenig zu opfern haben! - Es scheint, daß der Erfolg einer Sache vom Anfang abhängt; tun Sie beherzt diesen ersten Schritt: es sei ein Schritt des Abschieds, ein Schritt, der den Geist des weltlichen Lebens überwindet. Was soll man aber tun, um sich gut darauf einzustellen? Die N a c h f o l g e C h r i s t i sagt: "Geben Sie alles und Sie werden alles erhalten."

Das Evangelium sagt: Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst, er nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Das ist ein ganzheitliches Opfer.

Aber es gibt in Ihnen einen Schatz, den Sie ausnützen sollen; hier ist er nun: vielleicht haben Sie nie daran gezweifelt.

Ich habe in Ihnen auch eine zarte Frömmigkeit zum hl. Herzen Jesu festgestellt und tue es immer noch. Mein Lieber, darin liegt eine jener Vorzugsgnaden, die Gott manchen begünstigten Seelen gewährt; somit pflegen Sie eifrig diese Gnade; sie nehme Sie ganz und gar in Anspruch; sie genügt, um Sie für das ganze Leben und für alle Ewigkeit auszufüllen. Versuchen Sie sich einige Werke darüber zu verschaffen.

Nun haben Sie ganz recht, mir unser Schweigen vorzuhalten auf den ersten Brief, der an die Kongregation adressiert war. Dies geschah gewiß nicht aus Kälte, noch weniger aus Gleichgültigkeit für so hübsche Blumen, sondern um zu warten auf einige wichtige Neuigkeiten, die Ihnen mitgeteilt werden sollten. Der Bischof hätte in einigen Tagen seinen Weiheakt ablegen sollen, und wir sollten sie Ihnen beschreiben; aber das Warten hat uns träge werden lassen, da der Bischof erst am Fest des hl. Aloisius von Gonzaga seinen Weiheakt ablegt.

Und zudem hat man zur Wiedergutmachung eine allgemeine Antwort für alle, für die ganze Familie verschickt. Und ich hoffe schon, daß sie Herr Gallet erhalten und allen mitgeteilt hat.

Ich berichte Ihnen nichts Einzelnes über unser Fest zum Empfang des Bischofs. Es war so rührend, und mehr als einer hat geweint, als er diese liebevolle und zu Herzen gehende Weihe dieses heiligen Bischofs erlebt hat. So sind wir nun ruhmreich und recht stolz, an unserer Spitze drei Bischöfe, einen Ordensgeneraloberen, einen Märtyrer und heilige Missionare zu besitzen. Dies soll uns Mut machen!

Versuchen Sie, den Eifer der Kongregationsmitglieder anzuspornen. Erinnern Sie sie an die Assoziation, die wir durchgeführt haben, und die stets an Mitgliederzahl wächst. Ich sende Ihnen 50 Diplome dafür, um diese jenen zu überreichen, die hoffen, während ihres Urlaubs Assoziierte zu finden; zu Beginn des Arbeitsjahres oder früher soll man die Liste der Namen hierhersenden, um sie in unserem gefälligen Katalog einzutragen. Sie wissen vielleicht, daß ich nach Rom geschrieben habe, damit die Angegliederten in den Genuß aller Ablässe der Kongregation kommen können. Ich nehme mir vor, während des Urlaubs ein kleines Handbuch für die Mitglieder der Kongregation und der Assoziierten zu schreiben.

Um die Kongregation ein wenig zu unterstützen, forden Sie von den Abbés, denen Sie Diplome aushändigen, die kleine Summe von 5 Sous. Das Geld ist bestimmt zur Deckung unserer Unkosten und zur Drucklegung unseres kleinen Handbuches. Sollten Sie aber niemanden finden, der sie Ihnen abnimmt, dann senden Sie mir sie durch einen Abbé wieder zurück.

Jenen, die aufgenommen werden, müssen Sie auch eine Wunderbare Medaille oder jene der Erzbruderschaft geben. Ich sende Ihnen etliche davon.

Adieu, lb. Freund; diesmal werden Sie mit mir zufrieden sein.

Grüßen Sie in meinem Namen die Herren Tournier, Buridon und Delacourt, die ganze Familie und alle Brüder, denn c o r n o s t r u m p a t e t a d v o s.

Im Herzen Jesu Christi und Mariens ganz Ihr

Eymard.

An Herrn Abbé Bramerel,

im Großen Seminar,

in Bourg (Ain).

An Marianne

Nr.0047

Belley, 9. Juli 1844.

/im Drucktext steht zwar 9. Juli, aber im chronol. franz. Katalog steht: 19. Juli. Wahrscheinlich ist das Datum im Drucktext falsch/

Meine lieben Schwestern!

Ich schreibe Euch diese paar Zeilen, um auf Euren lb. Brief zu antworten in der Erwartung, daß ich es mündlich tun kann. Ja, meine guten Schwestern, wenn ich stets der Gegenstand Eurer brüderlichen Zuneigung bin, vergesse ich Euch nicht und tagtäglich ist am hl. Altar und während des Tages Eure Erinnerung in mir lebendig.

Es ist immer ein Vergnügen für mich, Euch zu besuchen. Ich hätte es wohl gewünscht, Euch die ersten Urlaubstage zu schenken, aber ich kann Euch nur die letzten geben. Ich werde vielleicht eine Reise in Richtung Avignon unternehmen und die Trappisten besuchen, um mich ein wenig zu erbauen. Man sagt, sie seien Engel auf Erden.

Ich werde auch Avignon, diese alte Stadt der Päpste sehen, von der man noch so schöne Reste sieht. Vielleicht reise ich bis zum Meer, denn im Urlaub muß man laufen, um alle Sorgen des Arbeitsjahres ein wenig abzuschütteln; und man hat es nötig.

Sagt bitte Pater Artaud, er möge in Grenoble bei Fräulein Marsallat vorbeikommen und dort ein Reliquiar abholen, das ich bei ihm bestellt habe, und es zahlen. Es dürfte 20 Francs kosten; es ist für einen hiesigen Pfarrer bestimmt.

Laßt mir wiederum den Herrn Pfarrer und die beiden braven Vikare, meine Freunde, herzlich grüßen.

Euer ganz und für immer in Unserem Herrn

verbundener Bruder

J. Eymard.

An Fräulein M. Eymard,

du Breuil-Straße in La Mure (Isère).

An Herrn Perroud

Nr.0048

Belley, 15. Oktober 1844.

Mein lieber Freund!

Da ich nicht das Vergnügen hatte, Sie bei Ihnen daheim anzutreffen, tröste ich mich mit einem Brief. Ich habe Ihre Gattin gesehen; sie ist von reizvoller Bescheidenheit und hat den Geist der Mayet-Familie. Der Himmel hat sie Ihnen absichtlich geschenkt. Er sei dafür gepriesen!

Diesmal hatten Sie einen Besuch nach Wunsch. Man erzählt mir, daß der Bischof von Amiens und Sie unzertrennlich werden. Sie zwei sind wie Vater und Sohn. Gewiß, mein Lieber, Sie erregen Neid und ich bin auch nicht erstaunt darüber, daß all dieser Segen so glückliche Früchte hervorgebracht hat.

Frau Aline ist mit ihrem Sohn hergekommen und sie ist am gleichen Tag wieder zurückgekehrt. Ich denke, daß er dieses Jahr besser lernt und seinen schwachen Willen etwas überwinden wird und daß ihn seine Kopfschmerzen weniger quälen werden.

Und unseren lieben Bruder sehen Sie oft; bitte richten Sie ihm meinerseits tausend freundliche und brüderliche Dinge, auch ein wenig Tadel aus. Armer Abbé! Welches Herzeleid! Hier würde es ein ordentliches Wunder brauchen.

Leben Sie wohl, teurer Freund, seien Sie stets gut, fröhlich und zufrieden! Und vergessen Sie Ihre Freunde nicht.

Allzeit Ihr ergebenster

Eymard.

Direktor

P.S. Noch etwas: ich wurde gebeten, für einen jungen Mann mit Begabung eine Stellung zu suchen; er würde als Buchhalter geeignet sein. Würden Sie einen Platz wissen? Nur müßte man ihn bereits im ersten Jahr bezahlen, weil er sich nicht auf eigene Kosten ernähren kann.

An Marianne

Nr.0049

J. M. J.

Lyon, 11. November 1844.

Meine liebsten Schwestern!

Es ist Zeit, daß ich Euch schreibe, nachdem wir jetzt etwas heraus sind aus dem Gedränge des Schulbeginns. Dieses Jahr haben wir viele Schüler: mehr als 200. Ihr wißt, denke ich, daß mir Hochwürden Baret seinen Neffen August Laval empfohlen hat. Ich habe für ihn alle Begünstigungen erreicht, die in meiner Macht lagen. Ich verlange nur eines, daß er sich gut aufführt. Ich habe ihn seinem Professor sehr empfohlen, weil er in seiner Klasse etwas schwach ist. Ich bat, man möge ihn in der dritten Klasse behalten und man behielt ihn auch. Nun muß er fleißig arbeiten, dann hoffe ich, daß er es schafft. Aber er hatte es notwendig, von La Mure und von Herrn Mondon wegzukommen, sonst hätte er seine Zeit verloren.

August Artaud geht es noch immer gut, seine Lehrer sind mit ihm zufrieden; er ist fast ebenso fortgeschritten wie Herr Laval. Es wird etwas Ordentliches aus ihm werden, er langweilt sich nie. Sagt dem P. Artaud, daß ich die Ausführungen für sein Bett gemacht habe.

Ich war bis jetzt vergrippt. Dieses regnerische Wetter ist so ungesund, daß in unserer Gegend viele Leute über Halsweh usw. klagten; auch ich habe meinen Teil abbekommen, nun klingt es langsam ab. Ich empfehle Euch sehr, Euch die Füße warm und trocken zu halten; das ist in dieser Jahreszeit sehr wichtig. Ich hoffe, daß Ihr stets Flanellkleidung tragt, denn Ihr braucht das, besonders im Winter; diese Auslage muß man einfach machen, dann werdet Ihr Euch beide wohlfühlen.

Nun bleibt mir noch eine Nachricht zu übermitteln. Ich weiß nicht, ob sie angenehm oder unangenehm ist, denn ein Ordensmann darf keinen Willen haben, es geht ihm überall gut. Diese Nachricht lautet, daß ich Belley in diesen Tagen verlassen habe und nun in Lyon beim Generaloberen bleibe, um ihm zu helfen. Das wird für mich ein Glück bedeuten, in Gesellschaft solch heiliger Persönlichkeiten zu verweilen; ich kann dadurch nur gewinnen. So schiebe ich alles menschliche Gefühl beiseite und danke dem lb. Gott, daß er mich auf einen Posten gesetzt hat, auf dem ich noch mehr Mittel zur Vollkommenheit finden werde. Eure Briefe adressiert Ihr mir in Hinkunft wie folgt: An Herrn Eymard, Priester der Maristen, Montée Saint-Barthélémy Nr. 4, in Lyon.

Es ist nicht nötig, daß Ihr selbst die Eltern unserer Schüler davon verständigt, sie erfahren es rechtzeitig genug von ihren Kindern; übrigens verlasse ich damit das Kleine Seminar von Belley nicht. Ich werde dort öfters Besuche machen, ich bin damit beauftragt; sodann habe ich die Schüler meinem Nachfolger, einem meiner Freunde, wärmstens empfohlen; er wird sich ihrer bestens annehmen. So mögen sie also beruhigt sein.

Ich habe mit Bedauern vernommen, daß die Schwester des Hochwürden Bard sehr krank ist, leider! Es ist so wahr, daß Gott uns heimsucht, wenn man sich glücklich glaubt, um uns in Erinnerung zu rufen, daß das bleibende und vollkommene Glück nur im Himmel zu finden ist. Ich habe mich den Gebeten angeschlossen, die mir Hochw. Bard angegeben hat. Ich wollte ihm schreiben, hatte aber keine Zeit dazu.

Wenn Ihr mir schreibt, gebt mir die Anschrift von Frau Reymond Lucille in Vienne. Wenn Ihr sie darum fragt, richtet ihr bitte meine Hochachtung und meine Grüße an die ganze Familie Reymond aus; ich mag sie.

Grüßt mir Herrn Dumoulins und Herrn Fayolle, ohne auf die gute Mutter Cros zu vergessen.

Ist es Euch möglich nachzufragen, ob Herr Lesbros ein kleines Buch von mir erhalten hat? Beten wir jederzeit füreinander, darin besteht das Zentrum der brüderlichen Freundschaft.

Ganz in J. u. M. Ihr Bruder

Eymard, p. m.

An Fräulein Eymard,

du Breuil-Straße, in La Mure (Isère).

An P. Sup. Morcel

Nr.0050

V,253.

Lyon, 13. Jänner 1845.

Mein lieber Pater!

Endlich wende ich mich ganz Ihnen zu und lasse alles liegen, denn ich habe tausend Dinge um mir herum; auch verdiene ich ein wenig Nachsicht! Fügen Sie zu alldem einen armseligen Fastenpredigtzyklus hinzu, den ich in eineinhalb Monaten zu drei Unterweisungen pro Woche vorbereiten muß; dazu noch in der Charité, die, wie es heißt, nicht allzu nächstenliebend ist, da es sich um Predigten in Bellecour handelt. Kurzum, wie Gott will, vorausgesetzt, daß meine Gesundheit hält.

Indes geht es mir ziemlich gut. Aber ich glaube nicht, von 4 Uhr morgens bis 9.15 Uhr abends ... meine Zeit zu verlieren. Trotzdem vermißt man, mein lb. Pater, dieses Gehege von Belley, die einsamen Spaziergänge, diese schöne Landgegend, diese saubere Luft, diese Ruhe, diese Einsamkeit inmitten Ihrer kleinen Welt; und Sie kennen meine Trägheit bezüglich der Spaziergänge. Wenn mich nicht die Notwendigkeit zwänge, in die Stadt zu gehen, so glaube ich, daß ich noch nie hinausgegangen wäre.

Sie haben mir als Freund und Pater Wünsche überbracht und ich erwiderte und erwidere sie Ihnen alle Tage, denn ich brauche sie; und wären Sie nicht soweit entfernt, würde ich oft bei Ihnen sein. Ich merke ja, daß Ihnen ein Besuch nicht schaden würde. Aber es ist für mich vielleicht noch zu wenig Zeit vergangen, und es scheint mir, daß es besser ist, Herrn Morcel fest Wurzeln fassen zu lassen. Das ist auch die Ansicht des Pater Superior. Sie werden mit ihm darüber reden, denn er muß bald nach Belley gehen. Und lassen Sie mich Ihnen kurz folgendes sagen: der Pater wünscht, daß Sie ihm monatlich über Ihr Haus, seine Einzelheiten und dessen Personal berichten.

Es ist wahr, daß ich ihm die Neuigkeiten mitgeteilt habe; da es aber die Regel so will, besteht er darauf. Und ich selbst wünschte, daß dies alle Tage stattfände, so wohl tun mir Ihre Briefe.

Ich leide vielleicht darunter mehr als Sie, Ihre Lebenslage zu spüren. Ich fühle die Opfer, die Klugheit, die Geduld und die Mühen, die Sie erleben müssen; daher versichere ich Ihnen: ich sehne mich danach, daß eine Beendigung oder eine Besserung eintritt. Und ich denke, daß Herr Poncet sein Wort halten wird, d.h. daß er alle Theologiestudenten, die ansuchen, bei uns einzutreten, ins Kleine Seminar aufnimmt. Das darf aber nicht im Namen der Diözese, sondern der Gesellschaft erfolgen; und sie müssen unbedingt als Novizen eintreten und nicht - wie es unglücklicherweise geschehen ist, um ihre Berufung zu prüfen. Die Bewährung ist zu groß und endet durch diese Vermengung mit dem Verlust der Berufung. Man muß dort entschlossen eintreten mit diesen Hilfen und der Unterstützung der Gesellschaft, dann wird das Seminar eine Gemeinschaft bilden, weil eine Einheit besteht. Aber ich glaube, daß man daran festhalten muß, und Sie sehen die Erfahrung wie ich. Und würde ich Herrn Poncet sehen, würde ich es ihm offen sagen. Aber ich glaube, daß auch er meiner Meinung ist. Somit noch ein wenig Geduld, lb. Freund.

Ich habe nicht an alle Lehrer einen Gemeinschaftsbrief geschrieben, denn ich befinde mich in großer Verlegenheit, da ich weder einen zu ernsten noch zu leichten Brief schreiben kann. Sagen Sie mir Ihre Ansicht; es ist wohl etwas spät, aber ich wartete auf eine Gelegenheit oder einen Eintritt; vielleicht wäre es sogar besser, nichts zu sagen.

Bezüglich der Messen habe ich eben 500 für das Kolleg registiert. Seien Sie beruhigt, wir werden Ihnen während des ganzen Jahres Messen schicken, denn ich denke wie Sie, und der hochw. Pater Superior auch. Ich habe also 1000 Messen. Wollen Sie, daß ich Ihnen das Geld nach Belley schicken lasse oder haben Sie hier Schulden zu begleichen?

Ich habe an Anton Altargestelle zum Preis von 15 Francs gesandt, ohne die Kiste zu rechnen; diese habe ich ihm geschenkt. Ich habe ihm mitgeteilt, er möge sie Ihnen weitergeben, damit ich sie von Ihnen erhalte; dann werde ich sie von dem Geld nehmen, das ich für Sie hier bereithalte. - Ich habe Sie gebeten, 23 Messen als Almosen für unser Haus zu feiern; kann ich damit rechnen?

Ich denke, daß wir Sie in der Fastenzeit sehen werden. Versuchen Sie, sich einige Tage freizuhalten.

Ich habe von den Kindern erfahren, daß Herr Morcel beliebt sei. Wenn er etwas härter und kämpferischer sein könnte, aber a l i u s s i c, a l i u s v e r o s i c; wenn er einen etwas männlicheren Stil hätte ..., aber ich weiß, daß man zuerst säen muß, bevor man ernten kann.

Man ist mit Herrn Vachon sehr zufrieden. Man schätzt ihn viel höher als ..., man hat ihn gern und fürchtet ihn. Seine Vorgangsweise, unter vier Augen zu ermahnen und fast nie in der Öffentlichkeit, ist gut angekommen und hat ihm das volle Vertrauen eingebracht.

Ich habe Sie vor meiner Abreise um 30 Messen für den Pfarrer von Innimont, Herrn Gros, gebeten. Ich denke, daß Sie diese eingeschrieben haben. Wenn Sie diese für mich geplant haben, liegt ein Irrtum vor, denn sie waren für ihn bestimmt.

Hier gibt es nichts Außergewöhnliches. Bischof Epalle ist in London und wird um den 25. Jänner herum abreisen.

Die Herren Chaurein und Paget sind noch hier und warten auf ihre Abreise.

Die Missionen gelingen, der lb. Gott segnet sie.

Nun auf, diesmal glaube ich, daß Sie mir mir zufrieden sind. Der Brief ist lang geworden, aber entschuldigen Sie die Weitläufigkeit.

In Jesus und Maria verbleibe ich

Ihr Bruder und Freund

J. Eymard.


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