Wie für BK - Nächtliche Reise

 

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Einleitung:
Diese Geschichte stammt aus Lauras "BK´s night - Ep.13", sie entwickelt selbständig eine Szene jener Erzählung weiter:
eine Krise zwischen  Oscar und André, die einen wichtigen Wechsel ihres Verhältnisses zeigt.
Die Geschichte kann sowohl autonom als auch nach "BK´s night" gelesen werden.

 

Er war eingeschlafen. Er hatte sie festgehalten, bis sie sich unter ihm nicht mehr rühren konnte, und mit ihr getan, was er wollte, ohne zu fragen. Dann war er eingeschlafen.

Er schlief noch immer, mit einer Hand um ihren Arm und dem Gesicht an ihrer Schulter, er lag hinter ihr. Sein Atem traf ihren Hals unruhig, in unregelmäßigen Abständen. Sie konnte ihn auch hören. Es war ein schweres, gebrochenes Atmen. Und sie fühlte das Gewicht seines Körpers: Das war nicht seine warme, glückliche Hingabe, wie sonst nach der Liebe.

Er hatte getrunken, und viel. Diesen Geruch nach Alkohol war sie von ihm nicht gewohnt. Oscar fühlte die Kraft in der Hand, die sie hielt, auch jetzt im Schlaf. Aber sie nahm keine Liebe wahr, es lag keine Geborgenheit darin. Sie vermittelte ihr nur die Angst, sich ihm wieder nicht entziehen zu können.

Und da war noch etwas, etwas, das sie mehr erschütterte als alles andere. André war nicht achtsam gewesen. Er war in ihr gekommen, zum ersten Mal, seit sie miteinander schliefen, ohne die geringste Vorsichtsmaßnahme.

Aber es war kein gemeinsames Erlebnis gewesen. Es war nicht so gewesen, wie sie es sich so oft vorgestellt, ersehnt hatte. Ihn ohne jede Zurückhaltung zu lieben, ihn bei der Liebe bis zum Schluss in sich zu fühlen, und ihm dabei zu sagen, wie sehr sie ihn liebte: So war es nicht gewesen. Dieser wunderschöne, so oft erträumte Augenblick, über den sie oft gemeinsam im Flüsterton gesprochen hatten, in den intimsten, innigsten Momenten ihre Liebe, schien jetzt wie zertreten, erniedrigt von den Tatsachen. Und das war es, was ihr so weh getan hatte, viel mehr als jede Angst vor den Folgen. An dieser Entscheidung hatte sie keinen Anteil gehabt.

Sie hatte ihn nur laut aufstöhnen hören, ein Stöhnen, das ihr für einen Augenblick vorkam wie ein Schluchzen. Sie hatte seinen Arm um sich gefühlt, seine feste Hand, die ihren Leib hielt. Dann eine letzte Bewegung, die fast zornig schien. Und ein verzweifeltes, düsteres Beben. Einen Augenblick, nur einen Augenblick, gleich danach, hatte er ihre Schulter mit einem Streicheln berührt, so unmerklich, dass es fast nur schien wie eine unbewusste Regung seines Körpers. Danach nichts, nichts mehr. Ein finsteres Schweigen, ohne eine Erklärung. Und jetzt schlief er.

 

Sie fühlte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, vor Wut, vor Demütigung, vor Schmerz. Mit einem Schluchzen glitt sie von ihm fort und löste seine Hand von sich, ohne achtzugeben. Ohne die schweigende Rücksicht, die sie bei anderen Gelegenheiten nahm, um ihn nicht zu wecken, wie so oft es auch André bei ihr getan hatte. Sie sah sein Hemd über dem Stuhl liegen, aber sie nahm es nicht an sich, wie sie es oft tat, wenn sie nach der Liebe aufstand, weil seine Hemden größer waren als ihre, und es ihr gefiel, wie sie über ihren Körper fielen. Statt dessen wickelte sie sich schnell in ein Laken, das sie vom Bett gezogen hatte. Sie setzte sich auf einen Stuhl. Abseits, ihm gegenüber, einen Ellenbogen auf dem Tisch, den Kopf in die Hand gestützt. Und sah ihn an.

Er schlief. Das Licht der Kerze auf dem Nachttisch tauchte sein Gesicht ins Halbdunkel. Es war wunderschön, sein Gesicht, auch jetzt. Sie konnte ein Erschauern in ihrem Herzen nicht unterdrücken, und auch nicht den Zorn und die Beunruhigung darüber, weil sie nicht umhin gekonnt hatte, daran zu denken. Trotz allem.

Aber dann siegte doch die Traurigkeit, und mit ihr die Tränen. Es war ein hilfloses Weinen, wie sie es noch nie gekannt hatte. Zuerst hatte sie ihre Schluchzer unterdrückt, dann konnte sie nicht mehr. Und so weinte sie, während sie vor ihm saß, der dort lag und schlief.

Warum hatte er ihr das angetan? Warum? Warum hatte er ihre Gefühle genommen und sie so erniedrigt? Warum hatte er sie so benutzen wollen? Sie fühlte sich, als würde er sie hassen. Schlimmer, als würde er sie verachten.

Wie weh das tat.

Und es tat so weh, weil sie ihn nicht ebenfalls hassen konnte. Sie schaffte es nicht, auch jetzt nicht. Sie sah ihn an, wie er allein im Bett lag, sah die regelmäßigen Linien seines Rückens und seine kräftigen, jetzt gelösten Arme… die Arme, die ihr in der innigen Umarmung der Leidenschaft stets das Gefühl gegeben hatten, dass er sie beschützte, weil sie die seine war. Sie sah die geraden, männlichen Finger seiner Hand, die immer zarte Liebkosungen fanden, wenn sie ihre Haut berührten. Den schlanken, nackten Körper, der hingegossen auf dem Bett lag. Und fühlte nichts als Liebe für ihn. Nichts anderes. Eine verletzte, unglückliche Liebe, aber trotzdem Liebe.

Es war ihr Weinen, das sie verriet. Die Schluchzer, die sie die ganze Zeit zu unterdrücken versuchte, waren stärker als sie, und weckten André.

Sein Schlaf schien tief gewesen zu sein, aber er wachte schnell auf, in wenigen Augenblicken. Er hob den Kopf mit einem schmerzvollen, ernsten Ausdruck, und öffnete die Augen in ihre Richtung. Aber der Blick schien durch sie hindurch zu gehen, so weit weg und leer war er.

Aber er selbst nicht, er war nicht weit weg von ihr, nicht mehr. „Oscar…” sagte er, und seine Stimme klang unruhig, aufgewühlt.

Er richtete sich auf, setzte die Füße auf den Boden. Jede seiner Bewegungen war langsam, schmerzhaft, als würde sie ihm unendlich schwer fallen. Er presste die Augen zusammen und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Oscar, bitte…”

Er schien benommen. Benommen vom Alkohol, von sich selbst.

Er fragte nicht nach dem Grund für ihr Schluchzen, er kannte ihn. „Oscar, Oscar, verzeih mir, ich…” Sein Tonfall war erschöpft, es lag ein Flehen darin, wie er ihren Namen wiederholte, als könne er nichts anderes sagen. Und es lag Schmerz darin, endlich der heilende Schmerz: Es brachte ihn immer aus der Fassung, sie weinen zu hören, er hielt es nicht aus. Und das wusste auch sie.

Und dieses Mal war er die Ursache für ihre Tränen.

„Oscar, warte bitte… warte…”

Er saß noch auf dem Bett, streckte die Hand nach seinen Hosen aus. Eine seltsame, zögernde Bewegung, fast tastend im Halbdunkel. Oscar bemerkte es, aber Schmerz und Verwirrung waren stärker. Sie sah ihn zu seinen Hosen greifen, sie anziehen, als würde er jede Geste abmessen, und trotzdem hastig. Dann eine zornige Bewegung, mit der er sie gerade rückte.

Sie war von ihrem Stuhl aufgestanden, in Richtung Fenster geflüchtet. Sie beobachtete ihn von dort aus, weinte noch immer.

„Oscar, ich wollte dir nicht weh tun… Liebling, bitte…” Qual und Furcht standen in seinem Gesicht. Er war jetzt aufgestanden, sein Ausdruck war verwirrt, er stand neben dem Bett, als würde er zögern, sich von dort weg zu bewegen, die Augen gegen den leeren Stuhl gerichtet: „Bitte, hör zu,” seine Hand stützte sich auf die Lehne des Bettes, während er in die Richtung ging, aus der ihr Schluchzen kam: Dann löste er sich endlich und ging einige Schritte in ihre Richtung, furchtsam und unsicher. Oscar sah ihn wie unbeteiligt, als wäre sie in einem Traum: Er ging in eine Richtung, wo sie nicht war, wo er nicht sehen konnte, dass sie nicht war, und rief nach ihr. Er hatte die Hände ausgestreckt, nach vorne, als würde er nach ihr suchen. „Oscar, warte, bitte nicht…”

Der Satz wurde nie beendet. Die Stiefel lagen auf dem Boden, zwischen ihnen beiden. Er stolperte darüber und fiel. Gedemütigt.

„André!”

Ihre Stimme hinter sich zu spüren, war noch schlimmer. Er richtete sich auf die Knie und blieb so, die Hände auf dem Boden, ohne ein Wort.

„André! André!”

Sie stürzte zu ihm, rief seinen Namen: „André, Liebster… André!”

Sie schloss ihn in die Arme, ihr Gesicht war nahe an seinem, ihre Hände um seinen Körper. Sie hob ihn, und zusammen standen sie auf: Er ließ sich widerstandslos führen, sein Gesicht war bleich und hatte einen Ausdruck, als wäre er meilenweit weg.

„André, warum hast du mir nichts gesagt, Liebster… warum…”

Zwischen ihren Wimpern kamen wieder Tränen hervor und flossen ihr übers Gesicht, sie konnte sie nicht zurückhalten, während sie ihn küsste, und er fühlte ihre Tränen auf seinem Gesicht, während sie ihn wieder zum Bett brachte, sich neben ihn setzte, ihn umarmte, mit ihm sprach: „Warum…”

 

Er sah sie nicht, er sah sie nicht mehr. Jetzt verstand sie alles. Sein seltsames Betragen in der letzten Zeit, die Art, wie er sich zurückzog, manchmal fast ruppig. Die Düsternis, die auf dem Grund seines Lächelns lag, auch wenn er lächelte, um sie zu beruhigen. Und seine fast aggressive Umarmung, heute abend: Wie er sie festhalten wollte, fühlen wollte, dass sie ihm gehörte, sein fieberhaftes Verlangen nach Geborgenheit in ihrem Körper, als könne es eine Atempause in seinem ständigen Kummer bedeuten, sie zu nehmen und wieder zu nehmen. Und sein Schweigen. Die Angst, mit ihr über alles zu sprechen. Die unerträgliche Gewissheit, sie zu verlieren.

„Ich bin hier,” sagte sie, es war das erste, das sie herausbrachte. „Ich bin hier, André, ich lasse dich nicht allein.”

„Es tut mir leid, Oscar, entschuldige… entschuldige für alles.” Er sprach, als wäre nichts von dem geschehen, was sie gesehen hatte, als wäre für ihn nur wichtig, dass sie zu weinen aufhörte. Und auch, als könne er diese Realität nicht akzeptieren, als wollte er sie in ihrer Unüberwindbarkeit zur Seite rücken, nur indem er darüber schwieg. „Ich habe dich heute abend lachen gehört, zusammen mit deinen Freunden, und deine Stimme… du warst so weit weg… du bist so schön, ich weiß, wie schön du bist, und ich konnte nicht… Ich habe Angst gehabt, ich war eifersüchtig. Verzeih mir, ich hab’s an dir ausgelassen. Verzeih mir, bitte, ich halte es nicht aus, wenn du mir nicht verzeihen kannst.”

Wie weit war ihr Schmerz jetzt weg. Wie wenig wogen für sie jetzt die Tränen, die sie eben wegen ihm vergossen hatte. „André, was sagst du denn da, Liebling… wovon redest du nur… Warum hast du’s mir nicht gesagt, André?” Sie hielt ihn fest, ergriff seine Hände. Sein Gesichtsausdruck schien verwirrt, als wollte er ihre Worte nicht hören, nicht verstehen, und könnte es doch nicht verhindern. Und schließlich musste er nachgeben, unter dem Streicheln ihrer Hände, ihren Küssen und dem bisher ungekannten Tonfall in ihrer Stimme, schmerzlich und liebevoll. Er sagte nichts und atmete durch, um nicht zu weinen, dann senkte er den Kopf. Er schwieg, zwei stille Tränen stahlen sich aus seinen Augen.

„Seit wann, Liebling, wie lange geht das schon so?” fragte sie ihn besorgt, zart, und umarmte ihn wieder. „Warum hast du mich daraus ausgeschlossen, André, warum wolltest du mich nicht bei dir haben? Ich konnte…”

„Was, Oscar? Was hättest du tun können?” In der Resignation seiner Antwort lag eine Spur bitteren Zorns. „Da kann man nichts tun, gar nichts…” Seine Hände, die sie sonst immer wärmten, zitterten jetzt und waren eiskalt.

„Wir gehen zum Arzt, ich werde alles tun, was notwendig ist…”

Er löste sich aus ihrer Umarmung, abweisend und qualvoll.

„Da bin ich schon gewesen, beim Arzt,” sagte er trocken, wie zu sich selbst. „Alles, was du noch sein kannst, ist die Krankenschwester für einen Invaliden.”

„André, nein… Was sagst du denn da? Hast du mir deswegen nichts sagen wollen? War es darum? Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe, André? Weißt du das wirklich, wie sehr?”

Es war, als würde auch sie es erst jetzt begreifen, mit einer Kraft und einer Klarheit wie nie zuvor: „Du bist alles für mich, Liebling. Du bist das einzig Wichtige in meinem Leben, das einzige, was allem um mich herum einen Sinn gibt, das mich jeden Tag weitergehen lässt. André, bitte…”

Es war, als hätte er sie nicht gehört. Er legte den Kopf in die Hände: „Und was wird jetzt…” hatte er nur gemurmelt.

„Es wird nichts schlimmes geschehen, André, nichts, das verspreche ich dir.” Sie umarmte ihn wieder, hielt ihn umschlungen, die Lippen in seinem Haar.

„Verstehst du denn nicht, dass das alles ändert?” sagte er, erschöpft von seinem Kummer, als wäre es das letzte Mal, dass er ihre Umarmung, ihre Lippen spüren würde. „Es wird sich alles ändern, alles… Der Gedanke macht mich wahnsinnig, aber es ist besser so, für beide… Ich will dir nicht zur Last fallen, ich will dein Mitleid nicht. Ich will nicht schwach sein, aber ich werde es doch, und ich kann nichts daran ändern… Ich habe dich immer beschützt, Oscar, verstehst du das? Verstehst du, was das bedeutet?”

Sie verstand es, ja, nur allzu gut. Vor allem wusste sie es, schon immer. Es war immer die Tatsache gewesen, dass André da war, dass sie Kraft fand, und dass sie mit ihrem Leben so weit gekommen war. Das absurde Triebwerk ihres Lebens hätte ohne ihn nie funktioniert. Er hatte sie immer beschützt.

„Aber nicht so sehr vor anderen, André,” sagte sie leise, mit einer unerwarteten Sanftheit in der Stimme, die sie selbst überraschte. „Vor mir selbst. Vor allem vor mir selbst hast du mich beschützt.”

Er hob den Kopf, in ihre Richtung: „Oscar…”

Sie berührte ihn, ehe er noch etwas sagen konnte: Sie kam näher, streichelte ihn mit ihrem Mund, hielt in fast zurück, damit er sich ihr nicht entzog, weil sie wollte, dass seine Liebe entschied, nicht die Bitterkeit, die er in sich trug. Sie küsste ihn lange, innig, seufzte voller Wärme, und hielt ihn dabei an den Armen, sanft und hingegeben, ganz bei ihm.

„Oscar…”

„Sag nichts… sag nichts, André…”

Er widerstand ihrem Kuss nur kurz, ihren Liebkosungen – er konnte noch nie widerstehen, wenn sie das tat –, ließ sich davon mitreißen. Er ließ zu, dass sie ihn mit dem Gewicht ihres Körpers wieder mit dem Rücken auf das Bett drückte, seine Augen waren geschlossen, er fühlte seine eigenen Hände wie von selbst sie suchen, sie umarmen. Er spürte ihre Lippen auf seiner Brust, in kleinen, zarten, brennenden Küssen, ihren Atem, der seinen Hals hinaufglitt, wieder auf seinem Mund, ihre Hände, die ihn auszogen und das Laken abstreiften, das sie um ihren Körper gehabt hatte. Sie lag nackt über ihm, zog ihn in einen reißenden Strom, dorthin, wo alles vergessen war…

Aber er wollte sie ansehen. Er tat es immer, wenn er sie nahm, er liebte das Entzücken auf ihrem Gesicht, er wollte in ihren Augen ertrinken, in denen der Genuss überfloss. Er wollte sie ansehen.

„André…” Ihr Atem ging schwer, ihre Stimme klang verwundet, als sie den Kopf über ihm hob. „Was ist, André…”

Er lag still. Er hatte sein Gesicht abgewandt und seine Augen waren nass. Er drückte sie nicht mehr an sich.

„Liebster…” versuchte sie, die Stille zu durchdringen.

„Entschuldige, Oscar, es tut mir leid…” Verzweifelte Qual in seinem Tonfall, die auch durch ihren Kuss auf seiner Wange nicht ausgelöscht wurde. Es kostete ihn unendlich viel: „Ich sehe dich nicht, ich kann dich nicht sehen…” stieß er hervor.

Auch sie hörte auf, und es tat ihr entsetzlich weh, ihn so zu sehen, zu wissen, was er durchlitt. Es war die Angst, die sie in dem Moment gepackt hatte, in dem sie ihn hatte fallen sehen, weit weg von ihr, während er sie um Entschuldigung bat. Aber da war sein Körper, unter ihr, und seine Qual. Ich habe dich immer beschützt, hatte er ihr leise gesagt, fast in Tränen, als würde es ihn umbringen, dass er es jetzt nicht mehr würde tun können. Da waren seine Liebe, und seine Angst, er war verzweifelt und schutzlos wie nie. Es war diese Angst, die ihren Kummer in Mut verwandelte, die ihr die Kraft gab, ihnen beiden Halt zu geben.

Sie nahm sein Gesicht in die Hände, drehte es mit unendlicher Zartheit zu sich, und streichelte es langsam mit den Lippen, bedeckte es mit winzigen, kleinen Liebkosungen, weichen Küssen, die immer wieder bebend zu seinem Mund zurückkehrten.

Sie beugte sich über ihn, bedeckte ihn einen Moment mit ihrem Körper, mit dem Gesicht zur Kerze, die auf dem Nachttisch stand. Und blies sie aus.

Dunkelheit fiel in das Zimmer, es roch nach Wachs, ganz von fern kam das Halblicht des Mondes durchs Fenster. Oscar nahm seine Hand, in der Dunkelheit, die durch sein Schweigen wie irreal geworden war, aufgehoben zwischen Raum und Zeit, führte seine Handfläche an ihre Lippen, berührte sie mit einem Kuss. Dann legte sie sie an ihren Körper, an ihre Brust, führte sein Streicheln unter leisen Seufzern, die sein Gesicht streiften.

„Doch, du kannst mich sehen,” sagte sie leise. „Du siehst mich, so wie ich dich sehe.”

 

In der Dunkelheit, der Dunkelheit, in der alles Licht ihrer Seelen war, liebten sie sich wie noch nie zuvor, als wäre es das erste Mal. Als wäre jede Geste, jeder Seufzer, jeder Kuss eine neue Entdeckung, als könnten sie durch die Berührung ihrer Körper alles im anderen lesen. Und es war nicht wichtig, es spielte keine Rolle in dieser Umarmung, dass die Augen nicht sehen konnten, weil es ein anderes, reineres Licht war, das sie führte. Ein Instinkt, der völlig spontan war, ein Rhythmus, der sich in jedem Atemzug selbst neu entdeckte, und alles erklären konnte. Erst in dieser Nacht begriff André es wirklich.

Und er begriff auch, dass nicht geschehen würde, was er gefürchtet hatte, dass die Tiefe und die Trauer seines Kummers sie nicht von ihm fortbringen würde. Dass er sie nicht verlieren konnte, weil sie seinen Herzschlag kannte, und darauf den Rhythmus ihres ganzen Lebens abgestimmt hatte.

Er begriff zum ersten Mal, zum ersten Mal wirklich, dass Oscar ihn liebte, und dass sie von Anfang an für ihn da gewesen war, genau so, wie er immer über sie gewacht hatte.

„Ich liebe dich,” sagte er ihr mit einer Stimme, die ihm selbst neu war, während er das Vibrieren seines eigenen Körpers unter ihr spürte, und die Freude in ihrem Stöhnen hörte, und fühlte, dass er sie die ganze Nacht lieben konnte, ohne aufzuhören, weil eine unendliche Kraft in ihm aufgestiegen war. Ich liebe dich, sagte er, während er sie in die Arme schloss, um ihr Geborgenheit zu geben, wie immer, denn sie zu lieben war für ihn nur eine andere Art, sie zu beschützen. Und drehte sich über sie, vorsichtig und doch mit Kraft, liebkoste ihre bebenden Arme bis zu ihren Handgelenken, und hielt sie leidenschaftlich auf dem Kissen fest. Er nahm sie lange, hielt sie langsam hin, den Mund über ihrem, suchend, in einem tiefen, zärtlichen Kuss, endlos, ohne sie loszulassen, auch als ihr Stöhnen heftiger wurde und ihre Bewegungen unter ihm immer verlangender, während er sie so kommen ließ, zart und fordernd, und ihre Handgelenke immer noch hielt, im Dunkeln.

Er hatte sich ihren Umarmungen noch nie so völlig hingegeben, hatte nie weniger daran gedacht, sich zurückzuhalten, dem Genuss zu widerstehen, den sie ihm gab. Und trotzdem stellte er fest, dass es gerade diese Begierde war, die in ihm die Fähigkeit erweckte, sie endlos zu lieben: Er liebte sie in einer innigen Umarmung, ohne aufzuhören, lange, so lange wie noch nie, ohne sein Glücksgefühl vor ihr zu verbergen, seinen verlangendem Atem, erregte sie wieder und wieder mit seiner Sehnsucht nach ihr. Als ob er in der Dunkelheit, die kaum vom Mondlicht von draußen erhellt war, ihre Wünsche klarer erkennen konnte denn je, als ob jede Liebkosung die richtige Antwort war auf ihre begierigen Gesten, noch ehe sie in ihrem Körper, in ihrem Herzen erwachten. Er war es, der in dieser nächtlichen Reise die Führung übernahm, wie verloren in der von Liebe durchwobenen Dunkelheit in einem Raum, in dem alles andere verschwunden war, und nur noch sie beide waren.

„Liebste…” sagte er und liebkoste sie mit den Lippen, während sie in regungslosem Staunen die Augen öffnete, und ohne zu warten nahm er sie wieder, gab ihr alles von sich, und entriss ihr ein unerwartetes, neues Stöhnen, indem er sich ihr wieder gab, und in einer unendlichen Freude ließ er sie noch einmal kommen und fühlte ihre schmalen Hände, die sich an seine Schultern klammerten.

 

Es war eine Nacht grenzenloser Leidenschaft, die erste Nacht, in der wirklich jeder von ihnen alles über den anderen erfuhr. Und als Oscar ihn glücklich, unendlich glücklich in sich fühlte, als sie spürte, dass er in diesem endlosen Glücksgefühl zum Höhepunkt kam, als sie begriff, dass er aus ihr herausgleiten wollte, aus Liebe zu ihr, wünschte sie sich, dass dieser Moment kein Ende mehr finden solle, dass dieses herrliche Geschenk ein vollkommenes sein sollte, das, wovon sie so lange geträumt hatte, wovon sie leise miteinander gesprochen hatten in den innigsten, leidenschaftlichsten, kostbarsten Augenblicken. „Geh nicht,” sagte sie voller Liebe und Verlangen, und hielt ihn dicht an sich. „Geh nicht, Liebster…” Und obwohl es schien, als wollte er nein sagen und widerstehen, und sich diesem Verlangen entziehen, ohne sich aber von ihr lösen zu können, als wollte er immer noch ein wenig den Augenblick hinauszögern, an dem er sie verlassen musste, obwohl er sich nicht wehren konnte, überwältigt, in ihren Armen verloren; obwohl er die Augen geschlossen hielt und sie bat und sich weiterhin in ihr fühlte, und sie fast anflehte, ihn gehen zu lassen, ohne etwas anderes mehr zu spüren als sie, kaum, dass er noch verstand, was er tat, hielt sie ihn fest in ihren Armen und wiederholte „bleib,” und beschwor ihn, ihr zu gehören, ohne auf etwas anderes zu hören als darauf, wie sein Herz in ihm schlug, und hob den Kopf, um mit dem Mund seine zitternden Lippen zu suchen, und küsste ihn mit Zärtlichkeit und Leidenschaft, bis sie ihn überwältigte, und fühlte, wie er nachgab, sich hingab, sich ihr schenkte, beseligt, in einem aufwühlenden, unendlichen Erschauern, voller Zärtlichkeit, in ihrem Körper.

 

Es war in diesem Augenblick, dass sie begriff, dass nichts anderes mehr in ihrem Leben mehr Gültigkeit haben würde als dies, und sie wünschte sie, dass diese für immer ihre gemeinsame Nacht bleiben würde, die Nacht ihrer Herzen. Es war das erste Mal, dass sie begann, sich zu wünschen, er habe ein Kind in ihr gezeugt. Ihres, und seines.

 

Pubblicazione sul sito Little Corner del dicembre 2006.

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